Manchmal muss man sich erst lange genug aufregen, bis es für einen Blogpost (und die Einrichtung des dazugehörigen Blogs ^^) reicht …
In letzter Zeit hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, einige Bücher zu lesen und zu lektorieren, bei denen ich mich wirklich nur fragen konnte: Was geht hier ab? Was ist denn bitteschön aus dem Qualitätsstandard von Buchübersetzungen geworden? Ich spreche hier absichtlich nicht von Literatur, da ich mich vor allem auf die Berge an Taschenbüchern beziehe, die jedes Jahr massenweise unter das Volk gebracht werden. Ist es heutzutage völlig normal, dass Sprache, Rechtschreibung und Grammatik eher zweitrangig sind, solange der Leser halbwegs versteht, was gemeint ist? Merkt denn keiner, dass viele Sätzen klingen, als wären sie eins zu eins übersetzt worden? Sieht denn niemand den englischen Satzbau, oft auch die dazugehörige Kommasetzung, durchschimmern? Begreift denn keiner, dass die Dialoge klingen, wie kein Mensch jemals reden würde?
Mich regt so was auf. Natürlich ist mir klar, dass Sprache immer im Wandel ist und dass Anglizismen dazugehören, aber vieles geht echt zu weit. Flüchtigkeitsfehler passieren, und auf die beziehe ich mich auch gar nicht, aber lauter falsch übersetzte Wortspiele und Redewendungen (die natürlich wortwörtlich ins Deutsche übertragen werden, sodass sie nicht wirklich Sinn ergeben), ein an das Englische angelehnter Satzbau, der ein flüssiges Lesen unmöglich macht, ebenso wie derart kantige, erfundene Wortkonstrukte, bei denen man sich fragt, ob es in der deutschen Sprache nicht ohnehin schon genug davon gibt …
Rege ich mich zu sehr auf? Ist das normal, und wir müssen eben damit leben? Oder liege ich nicht ganz falsch mit meiner Annahme, dass man auch als nicht so rosig bezahlter Übersetzer oder Lektor versuchen sollte, etwas abzugeben, das nicht nur seinem eigenen Qualitätsanspruch gerecht wird, sondern auch noch die einstige Deutschlehrerin zufriedenstellen würde? Oder sind das Ausnahmeerscheinungen, die ich da erwischt habe, und es ist eigentlich alles gut?