Ein Buch, das wie ein Bühnenstück geschrieben ist, Protagonisten, deren Namen an die legendären Waffenfabrikanten erinnern und die durchaus skurrile Berufe haben, eine Geschichte um eine junge Frau, die 1902 die Niagarafälle in einem Fass herunterspringen will – dieser schmale Band versprach ein sehr ungewöhnliches Leseerlebnis zu werden.

Wobei ich als Erstes festgestellt habe, wie völlig ungewohnt es (jedenfalls für mich) ist, ein Bühnenstück zu lesen. Zwar hatte ich mich relativ schnell daran gewöhnt und konnte mich mit den durchaus skurrilen Charakteren befassen, doch allzu viele Romane dieser Art werde ich wohl nicht lesen – so ganz meins ist das dann irgendwie doch nicht.

Es beginnt damit, dass der Erfinder und Meteorologe Tom Smith im Hotel von Mrs. Higgins absteigt, die bekanntermaßen eine Hure ist. Dort liegt der Leichenfischer Jerry Wesson gerade fünf Tage lang im Bett und nimmt nur Bohnenpüree zu sich, um seine inneren Organe wieder in Ordnung zu bringen. Zu diesen beiden wunderlichen Gesellen stößt die junge Journalistin Rachel, die sich beweisen will und aus diesem Grund irgendetwas Großes auf die Beine stellen muss. Rasch ist der Plan geschmiedet: Sie wird sich in einem Fass die Niagarafälle herunterstürzen.

Das Ganze wird wirklich amüsant und dank der Regieanweisungen detailliert beschrieben, doch im Grunde genommen plätschert der Erzählfluss (wenn man es denn so nennen darf) eher dahin. Das mit 144 Seiten schmale Büchlein ist somit an einem Nachmittag geschafft, und so manches Mal muss man ob des Gelesenen schmunzeln, sodass ich dieses Buch als amüsante Zwischenlektüre empfehlen kann, falls man mal Lust auf etwas ganz anderes hat (und man soll ja mal neue Pfade beschreiten).

Wer mal reinschnuppern möchte, findet hier eine Leseprobe.


Klappentext

Tom Smith und Jerry Wesson haben mit der Waffenfabrik nur die Nachnamen gemein. Echte Abenteurer brauchen keine Waffen. Die Habenichtse lernen sich bei den Niagarafällen kennen, wo sich der eine als Erfinder und Meteorologe, der andere als »Leichenfischer« verdingt. Und dann ist da noch die Journalistin Rachel, die der erste Mensch sein will, der einen Sturz von den Fällen überlebt. Zu dritt wollen sie der Welt eine unvergessliche Geschichte liefern und zu Helden werden.

Die Niagarafälle – spektakuläres Naturereignis, irdisches Paradies und mythischer Ort. Sie haben die Phantasie vieler Schriftsteller beflügelt, auch wenn Charles Dickens sagte, dass »jedes Wort über diesen wundervollen Ort nur reiner Unsinn sein könnte«. Als Tom, Jerry und Rachel sich begegnen, hat jeder seinen eigenen Vorteil im Sinn. Um Schlagzeilen zu schreiben, bedarf es einer tollkühnen Tat – und vertrauenswürdiger Helfer. Rachel will sich in einem Holzfass die Wasserfälle hinunterzustürzen und diesen Sturz als erster Mensch überleben. Doch ihr Plan geht nicht auf.

Autoreninformationen

Alessandro Baricco, 1958 in Turin geboren, studierte Philosophie und Musikwissenschaft. Er ist Mitherausgeber verschiedener Literaturzeitschriften und von La Repubblica. 1994 gründete Baricco zusammen mit Freunden eine Privatuniversität, an der er Kreatives Schreiben unterrichtet. Neben seinen Romanen hat Baricco zahlreiche Essays, Erzählungen und Theaterstücke verfasst. Sein Roman Seide wurde zum internationalen Bestseller. Er wurde mit dem Premio Campiello, dem Premio Viareggio und dem Prix Médicis Étranger ausgezeichnet. Zuletzt erschien sein Roman Mr. Gwyn (2015).

 

Produktdetails

  • ISBN: 978-3455814132
  • Erschienen am 17. September 2016
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • 144 Seiten
  • Übersetzerin: Annette Kopetzki

 

Weitere Informationen findet ihr bei Hoffmann und Campe, Buch7, Amazon und natürlich dem Buchhändler eures Vertrauens (beispielsweise unter https://mybookshop.shop-asp.de, https://www.genialokal.de, im Otherland oder im Drachenwinkel).

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar. Die unentgeltliche Bereitstellung des Buches hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

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