Der Übersetzer (man möge mir verzeihen, dass ich hier nur die männliche Variante verwende, mit der ich natürlich auch Übersetzerinnen mit einbeziehe), das vergessene Wesen …
Immer wieder kommt es vor, dass man die Rezension eines Buches im Internet, einer Zeitung/Zeitschrift liest oder im Radio oder Fernsehen hört, bei der die wunderbare Sprache, der Wortwitz, die treffenden Dialoge und was weiß ich nicht noch alles gelobt (oder meinetwegen auch getadelt) wird, doch bei übersetzten Büchern bleibt der Übersetzer oftmals ungenannt. Aber wer hat denn dafür gesorgt, dass diese wunderbare Sprache auch auf Deutsch gelesen werden kann? Wer hat sich den Kopf darüber zerbrochen, wie man den Wortwitz übertragen kann, die Sprache anpasst, Wortwitze überträgt und welche Charaktere sich duzen oder siezen sollen? Wer hat sich den Wolf recherchiert und dann dem Ganzen zusammen mit dem Lektor den letzten Feinschliff gegeben?
Wer meint, das wäre doch alles total einfach, schließlich müsse man ja „nur auf Deutsch schreiben, was da ohnehin schon steht“, der möge es doch bitte mal selbst versuchen. Um den passenden Lesefluss zu erhalten und die Sprache des Autors nicht untergehen zu lassen, ist schon eine Menge Fingerspitzen- und Sprachgefühl erforderlich. Leider gibt es genug schlechte Übersetzungen, die das beweisen.
Doch der Übersetzer wird oft schon bei der Ankündigung von Büchern unterschlagen, wenn es selbst der Verlag es nicht für nötig erachtet, seinen Namen in diesem Zusammenhang zu erwähnen, und somit kann man dann im Internet lange suchen, wer dieses Buch eigentlich übersetzt hat. (Schöne Anmerkung dazu: Selbst wenn man bei Amazons „Blick ins Buch“ den Übersetzer eindeutig erkennen kann, reicht das manchmal nicht aus, um den Übersetzernamen mit in die Produktinformationen aufzunehmen.) Dabei ist der Übersetzer der Urheber der deutschen Fassung, und wie heißt es so schön im Urheberrecht (siehe: http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/index.html):
§ 13. Anerkennung der Urheberschaft. Der Urheber hat das Recht auf Anerkennung seiner Urheberschaft am Werk. Er kann bestimmen, ob das Werk mit einer Urheberbezeichnung zu versehen und welche Bezeichnung zu verwenden ist.
Das Argument, diese Information würde den Leser nicht interessieren, wird meines Erachtens schon dadurch ad absurdum geführt, dass Größen wie Harry Rowohlt sogar auf dem Buchcover genannt werden – da scheint es den Leser ja doch zu interessieren … Es mag durchaus sein, dass es mich als Übersetzerin mehr interessiert, wer das Buch, das ich gerade lese, übersetzt hat, aber es kann doch wirklich nicht so schwer sein, diese Information auch zu nennen …
Isabel Bogdan hat bereits vor 3,5 Jahren einen schönen Blogeintrag dazu geschrieben, auf den ich hier auch verlinken möchte, da sich seitdem nichts Nennenswertes getan hat: Unsichtbar