»Morgen, morgen und wieder morgen« von Gabrielle Zevin fiel mir schon aus dem Grund auf, dass es nicht besonders viele Romane gibt, die Mitte der 1990er-Jahre spielen und Computerspielentwickler als Protagonisten haben, demzufolge waren meine Erwartungen relativ hoch …
Doch es geht natürlich nicht nur um die Entwicklung von Computerspielen (tatsächlich sogar weitaus weniger, als ich erwartet hatte, dafür fand ich aber vieles sehr treffend beschrieben), sondern vor allem um die ganz besondere Freundschaft zwischen Sam und Sadie. Die beiden lernen sich schon als Kinder unter sehr besonderen Umständen kennen, treffen sich nach vielen Jahren zufällig wieder und machen sich daran, Videospielgeschichte zu schreiben.
Über den Inhalt muss ich gar nicht mehr viele Worte verlieren, da es längst haufenweise Rezensionen im Netz gibt. Bedauerlicherweise kann ich mich dem uneingeschränkten Begeisterungsjubel nur bedingt anschließen, und dies war auch nicht das beste Buch, das ich je gelesen habe …
Dabei hat mir die Geschichte an sich durchaus gefallen, und insbesondere die Videospielreferenzen und -anspielungen entlockten mir oft ein Grinsen, allerdings hatte ich das größte Problem mit den beiden Protagonisten. Weder Sam noch Sadie sind wahnsinnige Sympathieträger. Sie verbindet ein auf besondere Weise schwieriges Schicksal, das sie sehr geprägt hat – wirklich sympathisch wurden sie mir allerdings auch im Verlauf des Buches nicht. Dafür benehmen sie sich dann doch häufig sehr seltsam, und ihre vermeintliche Freundschaft war mir an vielen Stellen wenig überzeugend. Gerade die Tatsache, dass offenbar nie einer mit dem anderen redet, sondern immer alles in sich hineingeschwiegen wird, bis es irgendwann doch ans Licht kommt und Krach gibt, ging mir bald richtig auf die Nerven (genau wie der »vielseitige Würfel«, was doch kein Mensch sagen würde, oder?). Dabei hätte man Sam, der nach einem schweren Unfall in seiner Kindheit ständig Schmerzen hat, und Sadie, deren Leben sehr lange von ihrer anfangs schwer kranken Schwester überschattet wird und die nicht nur einmal eine unkluge Beziehung eingeht, doch eigentlich sehr gern gemocht – aber mir gelang es leider nicht.
Zwar schildert die Autorin die Stimmung zu jener Zeit und auch das oftmals verrückte Klima in der Videospielbranche durchaus treffend und hat einen überzeugenden Schreibstil, der auch in der Übersetzung gut rüberkommt, doch sobald die Grundvoraussetzungen der Geschichte gelegt sind, bleibt es erschreckend unspannend. Die Geschichte plätschert dahin, und ich habe das Buch eigentlich nur noch zu Ende gelesen, weil ich auf den großen Knall gewartet habe – der jedoch nicht kam.
Waren meine Erwartungen an dieses Buch zu hoch? Vermutlich. Es ist beileibe kein schlechter Roman, doch mich konnte er trotz der vermeintlich guten Ausgangsbedingungen nicht abholen, sondern nur mäßig unterhalten. Schade.
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– Goodreads: Buch des Jahres 2022Mitte der 90er-Jahre in Massachusetts: An einer U-Bahn-Station trifft Sadie, hochbegabte Informatikstudentin und angehende Designerin von Computerspielen, ihren früheren Super-Mario-Partner Sam wieder. Die beiden beginnen, gemeinsam an einem Spiel zu arbeiten, und schnell zeigt sich, dass sie nicht nur auf freundschaftlicher, sondern auch auf kreativer Ebene ein gutes Team sind. Doch als ihr erstes gemeinsames Computerspiel zum Hit wird, brechen sich Rivalitäten Bahn, die ihre Verbundenheit zu bedrohen scheinen.
Ein Jahrzehnte umspannender Roman über Popkultur und Kreativität, Wagnis und Scheitern, über Verlust und über die Magie der Freundschaft.
Daniel Schreiber zu MORGEN, MORGEN UND WIEDER MORGEN: „Ein fulminanter Roman, superspannend und gleichzeitig wunderschön.“
Über die Autorin
Produktdetails
- ISBN: 978-3847901297
- Erschienen am 24. Februar 2023
- Eichborn
- 560 Seiten
- Übersetzung: Sonia Bonné
Weitere Informationen findet ihr bei Eichborn, der Autorenwelt, bei Buch7, Dussmann, Amazon und natürlich dem Buchhändler eures Vertrauens (beispielsweise unter https://mybookshop.shop-asp.de, https://www.genialokal.de, im Otherland oder im Drachenwinkel).
Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar. Die unentgeltliche Bereitstellung des Buches hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.
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