»Der Meisterkoch« von Saygin Ersin fiel mir in erster Linie aufgrund des wunderschönen Covers ins Auge, und dann las ich den Klappentext und wusste, dass ich diesen Roman unbedingt lesen möchte.
Allein der erste Satz versetzt einen schon in eine andere Zeit und Welt und lässt erahnen, was einen erwartet:
An diesem Abend wurde im Hause des angesehenen Istanbuler Kaufmanns Hüsnü Bey Zümrützade ein Gast bewirtet, der nicht nur von seiner körperlichen Statur, sondern auch vom Rang her zu den wirklich Großen zählte. Siyavuş Agha, der Waffenmeister des Sultans höchstpersönlich, hatte die Güte besessen, Hüsnü Beys bescheidenes Heim mit seiner Gegenwart zu beehren.
Es ist sowohl dem Autor als auch dem Übersetzer Johannes Neuner gelungen, den Leser allein durch die treffende und perfekte Sprache vom ersten Augenblick an in die richtige Stimmung zu versetzen, und das Schönste an der Sache ist, dass es das ganze Buch hindurch anhält.
Wir lernen im ersten Kapitel erst einmal zahlreiche Personen kennen, die um 1600 in Istanbul eine wichtige Rolle spielen, und dann geht es auch schon los mit der Beschreibung der fantastischen Gerichte, die bei dieser Tafel aufgetischt werden und vom titelgebenden Meisterkoch zubereitet wurden.
Der »Küchenmeister«, wie der Protagonist über weite Teile des Buches genannt wird, ist nämlich mit einer besonderen Gabe auf die Welt gekommen: Er ist Geschmacksbeherrscher. Diese seltene Gabe ermöglicht es ihm, jede einzelne Zutat und jedes Gewürz aus einem Gericht herauszuschmecken und einen Geschmack derart zu perfektionieren, dass beim Essen ein bestimmtes Gefühl erzeugt wird.
Aber es geht hier nicht allein ums Kochen, denn in Rückblenden wird die Geschichte dieses Kochs erzählt. Wir erfahren mehr über seine Kindheit im Sultanspalast, seine abenteuerliche Flucht, seine Ausbildung zum Küchenmeister, seinen faszinierenden Weg zum vollkommenen Geschmacksbeherrscher und warum er sich überhaupt im Hause des Kaufmanns Hüsnü Bey Zümrützade aufgehalten hat – denn der Küchenmeister verfolgt einen Plan! All das wird auf wirklich zauberhafte Weise dargestellt, und man taucht richtiggehend in diese Zeit und die verschiedenen Küchen ein, dass man schon glaubt, den Duft der Gerichte in der Nase und ihren Geschmack auf der Zunge zu haben.
Istanbul um 1600, Blütezeit des Osmanischen Reichs. Im Topkapi-Palast kommt ein außergewöhnliches Kind zur Welt, der junge Pascha verfügt über einen absoluten Geschmackssinn. Als der Sultan all seine männlichen Verwandten ermorden lässt, überlebt der Junge das grausame Massaker mithilfe des Küchenchefs. Ihm gelingt die Flucht, und er beginnt seine Lehrjahre. In Bagdad studiert er Sternen- und Naturheilkunde, auf der Insel Hormus unterweist ihn die Herrin der Aromen in Gewürzkunde, und die symbolische Meisterschaft verleiht ihm ein Bibliothekar in Alexandria. Als Meisterkoch kehrt er zurück nach Istanbul, wo er seine große Liebe Kamer, die begnadete Tänzerin, wiederfinden will. Und er hat sich geschworen, Rache zu nehmen für die Ungerechtigkeiten, die ihm als Kind widerfahren sind. Schließlich wähnt er sich am Ziel seines Strebens: die legendäre Palastküche, Inbegriff aller kulinarischer Wonnen, raffiniertester Intrigen und gefährlicher Eifersucht …
Alles in allem ist es ein wirklich wundervolles Buch, das einen auf eine genussvolle und abenteuerliche Reise mitnimmt, die einen nicht mehr loslässt und die man so schnell nicht mehr vergisst.
Wenn ihr noch ein bisschen reinschnuppern möchtet, findet ihr hier eine Leseprobe.
Ich bin jedenfalls begeistert und kann das Buch auch als Geschenktipp nur empfehlen! 🙂
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Weitere Informationen zum Buch findet ihr bei Hoffmann und Campe, bei Amazon und bei Buch7 und natürlich dem Buchhändler eures Vertrauens (viele sind auch online unter https://mybookshop.shop-asp.de/ zu finden).
Autor: Saygin ErsinTitel: Der MeisterkochISBN: 978-3-455-00148-8Verlagsbereich: Atlantik – BelletristikEinband: SchutzumschlagProduktart: BuchSeiten: 368Erscheinungsdatum: 05.10.2017Übersetzung: Johannes Neuner20,00 (D)20,60 (A)26,90 (CH)
Ich bedanke mich beim Verlag Hoffmann und Campe für das Rezensionsexemplar.
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Ein dickes Lob auch noch mal an den Covergestalter, denn so springt einem dieser Titel wirklich ins Auge, was er auch verdient hat. Das Orignalcover sieht im Vergleich dazu eher schlicht aus, hat aber auch was.
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