Das alljährliche Blogwichteln im Netzwerk Texttreff kennt ihr ja schon aus den letzten Jahren, und diesmal wurde mir Ines Balcik zugelost, die mir ein paar Gedanken zum Übersetzungslektorat schenkt.

Mehr über die Autorin: Ines Balcik lektoriert für Unternehmen und Selfpublisher (https://www.ib-klartext.de/), schreibt am liebsten Sachbücher zu – wie sie findet – spannenden Themen wie Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung und bloggt seit 2004 im Sprachblog (https://sprachblog.ib-klartext.de/). 

Jetzt aber zu ihrem Beitrag, für den ich mich noch einmal herzlich bedanken möchte:

Gedanken zum Übersetzungslektorat

Computer- und Videospiele gehören nicht zu meinen Spezialgebieten. Deshalb war meine erste Reaktion, als die Losfee beim Blogwichteln des Netzwerks Texttreff mich Kerstin Frickes Blog zugedacht hatte: Das wäre das perfekte Thema für meine Söhne! Ich verbinde mit Gaming nämlich prägende Erfahrungen von Eltern heranwachsender Kinder, Erinnerungen an fruchtlose Ermahnungen zur Begrenzung von Bildschirmzeit und Diskussionen über endlose WLAN-Partys. Aber weil aus meinen einst pubertären Söhnen längst respektable Erwachsene wurden, darf ich getrost mein Verhältnis zu Spielen im Allgemeinen und Computerspielen im Besonderen revidieren.

Die Wortspielerin, einen schöneren Namen für ein Blog könnte ich mir heute kaum denken. Die Wortspielerin, was für ein schönes Kompliment für eine Übersetzerin, die das Spiel mit Worten und Wörtern virtuos meistert. In der Kunst der Übersetzung paart sich die Freude am (Wort-)Spiel und das Wissen um die Kunst der Sprache.

Wer schon einmal eine automatisierte Übersetzung im Internet bemüht hat und mit dem Ergebnis genauso ratlos war wie vorher, weiß, dass Übersetzen mehr ist als eine Übertragung Wort für Wort. Dazu ist Sprache zu vieldeutig, zu arbiträr. Ich selbst übersetze fast nie, berate aber gelegentlich in einem Spezialfall des Übersetzens, einer Vorstufe, wenn man so will. Als Arabistin bin ich vertraut mit den Problemen, die bei der Übertragung arabischer Namen und Begriffe in lateinische Schrift auftreten. Die wissenschaftlichen Transkriptionsregeln, die es natürlich gibt, haben für Texte, die sich an ein breites Publikum richten, nur begrenzten Nutzen. Im Einzelfall ist es eine knifflige Aufgabe, die Vorstellungen eines Auftraggebers mit Bedeutung, Lesbarkeit und Verständlichkeit des Manuskripts in Einklang zu bringen, zumal auch regionale Unterschiede bei der Aussprache auf die Umschrift abfärben können. Wichtig ist es in jedem Fall, ein einheitliches, konsistentes System zu finden, dass zu Textart und Zielgruppe passt.

Darüber hinaus erschweren auch für Arabisch sogenannte falsche Freunde die Übertragung in eine andere Sprache. Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_falscher_Freunde#Arabisch) führt einige arabische Wörter auf, die vom Klang her deutschen Wörtern ähneln, aber eine völlig andere Bedeutung haben. Die Liste umfasst Wortpaare, die arabische Muttersprachler verwirren können.

Umgekehrt ist für deutsche Muttersprachler beim Arabischenlernen u. a. schwierig, dass genau zwischen der Aussprache der beiden Buchstaben „kāf“ und „qāf“ unterschieden werden muss. Ein Herz (arab. „qalb“) sollte nicht mit einem Hund (arab. „kalab“) verwechselt werden – ohne dem Hund damit das Herz absprechen zu wollen.

Übersetzungslektorat ist also ein weites und auch ein sehr spannendes Feld. Ich freue mich auf die nächsten Werke der Wortspielerin.