Hin und wieder lektoriere ich ja auch, und zwar nicht nur Übersetzungen, sondern auch deutsche Autoren.
Mein letztes Projekt in dieser Richtung war das Lektorat von »Blut gegen Blut« von Benjamin Spang, einem Fantasyroman, das ich letzte Woche fertiggestellt habe.
Während man bei einem Übersetzungslektorat neben der Sprache natürlich auch darauf achtet, dass nichts aus dem Originalmanuskript fehlt oder hinzugedichtet wurde (hab ich alles schon erlebt), kommt es beim Lektorieren eines deutschen Manuskripts oft auch auf den Inhalt an, was bedeutet, dass ich darauf achte, ob die Geschichte in sich schlüssig ist, ob logische Fehler enthalten sind oder vielleicht noch etwas erläutert oder beschrieben werden muss.
Da ich bereits Benjamins Kurzgeschichten korrigiert hatte, kannte ich mich in der Welt, in der sein Roman spielt, bestens aus, und wenn ihr mehr über das Buch erfahren wollt, dann schaut doch mal hier:
https://www.startnext.com/blutgegenblut
Ich zitiere mal von der Projektseite:
Meine Fantasywelt Nuun ist düster und geheimnisvoll. Sie besteht aus Dampfkraft, Dreck, Elend und Häuserschluchten aber auch aus einer wundersamen und gefährlichen Flora und Fauna.
Hier scheint keine Sonne. Stattdessen stehen zwei Vollmonde am Himmel. Sind beide zu sehen, ist es taghell, sind beide hinter dem Horizont verschwunden ist es tief finstere Nacht.
In meiner Welt leben drei Völker, die einen unerbittlichen Krieg gegeneinander führen: Menschen, Vampire und Werwölfe.
Im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten, sind Vampire und Werwölfe in meiner Welt keine Einzelprobleme. Sie haben eigene Städte, eine eigene Kultur und natürlich auch eigene Armeen!
Klappentext: (Da hat sich inzwischen der Name der Protagonistin geändert, sehe ich gerade … Das wird dann bestimmt noch)
Katrina, eine junge Frau, lebt mit ihren Eltern im Grenzgebiet. Nicht nur äußere Bedrohungen führen dazu, dass die Familie auseinanderbricht. Auch Katrina selbst geht fast daran zugrunde. Der verzweifelte Versuch, ihre Mutter vor einem großen Fehler zu bewahren, zwingt sie zu einer abenteuerlichen Reise, auf der sie feststellen muss, dass die dunklen Völker Jagd auf sie machen.
Was wollen sie ausgerechnet von ihr?
Und kann sie der fanatischen Doppelmond-Agentin, auf deren Zeppelin sie mitreisen darf, vertrauen oder benutzt sie Katrina für ihre eigenen Zwecke?
Wer mehr über meine Welt erfahren und in bereits erschienene Werke blicken möchte, ist herzlich eingeladen: www.doppelmondsaga.de.
Jetzt gilt es noch, die letzten Änderungen abzusprechen, dann geht das Manuskript an die Korrektorin, und schon bald erscheint der Roman und entführt euch in die düstere Fantasywelt Nuun.
Monat: September 2015 Seite 1 von 2
»Erbarmen« schildert den ersten Fall für Carl Mørck im neu gegründeten Sonderdezernat Q und ist ein sehr spannender Thriller, der einen bis zum Ende nicht mehr loslässt. Inzwischen ist bereits der sechste Fall des Ermittlerteams erschienen, und ich arbeite mich nach und nach durch.
Worum gehts?
Der Albtraum einer Frau.
Ein dämonischer Psychothriller.
Die verzerrte Stimme kam aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunklen: »Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr lang eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort: Warum halten wir dich fest?«
Am 2. März 2002 verschwindet eine Frau spurlos auf der Fähre von Rødby nach Puttgarden, man vermutet Tod durch Ertrinken. Doch sie ist nicht tot, sondern wird in einem Gefängnis aus Beton gefangen gehalten.
Wer sind die Täter?
Was wollen sie von dieser Frau?
Und: Kann ein Mensch ein solches Martyrium überleben?
Der erste Fall für Carl Mørck, Spezialermittler des neu eingerichteten Sonderdezernats Q bei der Kopenhagener Polizei, und seinen syrischen Assistenten Hafez el-Assad, der seinen Chef nicht nur durch unkonventionelle Ermittlungsmethoden überrascht …
Weitere Infos zum Buch beim dtv-Verlag: http://www.dtv.de/buecher/erbarmen_21262.html
Außerdem kann ich euch die Verfilmung auch sehr ans Herz legen, da mir die Besetzung sehr gut gefällt und man selbst dann noch mitfiebert, wenn man die Geschichte längst kennt.
Schaut euch doch zur Einstimmung den Trailer an:
Ich muss zwar gestehen, dass ich mir Carl Mørck zwar anders vorgestellt hatte, aber ihn ebenso wie Assad sehr schnell akzeptiert habe. Jetzt bin ich gespannt auf die nächsten Romane und Verfilmungen.
Machen wir mal einen kleinen Exkurs in die Tiefen der deutschen Sprache …
Nachdem ich in letzter Zeit mehrfach über den falschen Gebrauch des Artikels und der Pluralform geärgert habe, möchte ich mal darauf hinweisen, dass es das schöne Wörtchen „Schild“ sowohl als männliche als auch neutrale Variante gibt. Wo genau der Unterschied liegt?
Der Schild
Zitat aus dem Duden (siehe: http://www.duden.de/rechtschreibung/Schild_Schutzwaffe_Schirm):
Schild, der
Wortart: Substantiv, maskulin
Wort mit gleicher Schreibung: Schild (Substantiv, Neutrum)
Bedeutungsübersicht:
- eine Schutzwaffe darstellender, auf seiner Rückseite mit einer Handhabe versehener flächiger Gegenstand von verschiedener Form, der – vor den Körper gehalten – dem Kämpfenden zur Abwehr von Attacken mit Hieb- und Stichwaffen o. Ä. dient
- Wappenschild
- schildförmiger, länglicher Schirm an der Vorderseite von Mützen
- a) (Technik, Waffentechnik) Schutzplatte [an Geschützen]
b) (Kerntechnik) Ummantelung des Reaktorkerns, die den Austritt von Strahlung verhindern soll
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | der Schild | die Schilde |
Genitiv | des Schildes, Schilds | der Schilde |
Dativ | dem Schild | den Schilden |
Akkusativ | den Schild | die Schilde |
Beispielbilder:
Das Schild
Zitat aus dem Duden (siehe: http://www.duden.de/rechtschreibung/Schild_Tafel_Platte_Fleck):
Schild, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
Wort mit gleicher Schreibung: Schild (Substantiv, maskulin)
Bedeutungsübersicht:
- Tafel, Platte mit einem Zeichen, einer Aufschrift o. Ä.
- (Jägersprache) Fleck auf der Brust (besonders bei Waldhühnern)
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | das Schild | die Schilder |
Genitiv | des Schildes, Schilds | der Schilder |
Dativ | dem Schild | den Schildern |
Akkusativ | das Schild | die Schilder |
Beispielbilder:
Fassen wir zusammen:
Schilde werden im Allgemeinen benutzt, um sich zu verteidigen, abzuschirmen oder sein Wappen zu präsentieren und sind maskulin, während Schilder (Neutrum) eine Hinweisfunktion haben, da sie einem den Weg weisen oder auf etwas aufmerksam machen möchten.
Alles klar? 🙂
Zu Weihnachten kommt ja der Peanuts-Film ins Kino, und hier könnt ihr euch den Trailer ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=rD9flXRIZY0
Als virale Werbeaktion, die meiner Timeline zufolge bombig eingeschlagen hat, kann man sich unter http://www.peanutizeme.com einen eigenen Peanuts-Charakter erstellen, der einem vielleicht sogar ein bisschen ähnlich sieht.
Das hier ist meiner:
Und passend dazu hat mein Freund auch einen erstellt:
Wie seht ihr als Peanuts aus? 😀
Zum Abschluss dieser kleinen Reihe werde ich hier noch ein paar typische Probleme von Spieleübersetzungen sammeln, die auch gern in den Kommentaren ergänzt werden dürfen und von denen mir bestimmt im Laufe der Zeit noch mehr einfallen werden.
Spieleübersetzungen – ein paar typische Probleme (wird noch ergänzt)
– Arbeiten in Formaten wie Text- oder HTML-Editoren oder dass man sich den zu übersetzenden Text mühsam zwischen Steuerzeichen raussuchen muss.
- Texte, die man ohne jegliche Vorgaben vorgesetzt bekommt, sodass man nicht weiß, welcher Stil (formell oder informell, duzen oder siezen?) gewünscht wird, was oft dazu führt, dass die Agentur erst, nachdem bereits alle angefangen und einige diesbezüglich nachgefragt haben, anfängt, darüber überhaupt nachzudenken …
- Auch schön sind in Itemlisten Begriffe wie beispielsweise „bat“, was ja im Deutschen beispielsweise „Baseballschläger“ oder „Fledermaus“ heißen kann und bei einem Wimmelbildspiel schon korrekt übersetzt werden muss, damit der Spieler das Rätsel auch lösen kann – ohne hilfreiche Antworten vom Kunden, Bilder neben den Begriffen oder zur Not eine Suche in der Betaversion ist man aufgeschmissen.
- Platzhalter, die im Deutschen nicht zu übersetzen sind, da sie einen Artikel erfordern und durch geradezu beliebige Objekte ersetzt werden können oder in der Einzahl und Mehrzahl oder gebeugt vorkommen können, treiben einen gern mal an den Rand der Verzweiflung.
- Glossare, in denen jeder noch so unwichtige Term eingetragen wird, bis man irgendwann alles doppelt und dreifach drin hat, weil sich keiner mehr die Mühe macht, irgendwas nachzuschauen oder zu ersetzen.
- Onlinetools, die so elend langsam sind, dass man eine Ewigkeit warten muss, bis man von einem String zum nächsten gesprungen ist, und natürlich weder über eine Konkordanzsuche noch eine Möglichkeit, die Einträge herunterzuladen, verfügen …
Falls ihr Fragen habt oder Anmerkungen zu meinem kleinen Exkurs in einen Teil meiner Arbeitswelt, immer her damit. 🙂
Die anderen, ausführlicheren Teile meiner kleinen Reihe findet ihr hier:
Spieleübersetzungen – der optimale Fall
Spieleübersetzungen – der Standardfall bei Großprojekten
Spieleübersetzungen – der Worst Case
Außerdem möchte ich noch auf den Artikel meines Kollegen Kai Wichmann hinweisen, der schon vor einiger Zeit in der Gamestar erschien und ebenfalls viele Probleme der Spieleübersetzungen aufgreift:
Warum Spieleübersetzung schwer ist – Das Stochern im Dunkeln
»S« ist eigentlich ein richtiges Leseerlebnis, da man im Schuber nicht nur ein Buch, sondern auch jede Menge Gimmicks wie Karten, Fotos, Postkarten und Briefe bekommt, wodurch die Geschichte mehrschichtiger und deutlich greifbarer wird.
One book. Two readers. A world of mystery, menace and desire. A young woman picks up a book left behind by a stranger. Inside it are his margin notes, which reveal a reader entranced by the story and by its mysterious author. She responds with notes of her own, leaving the book for the stranger, and so begins an unlikely conversation that plunges them both into the unknown. The Book: Ship of Theseus, the final novel by a prolific but enigmatic writer named V. M. Straka, in which a man with no past is shanghaied onto a strange ship with a monstrous crew and launched on a disorienting and perilous journey. The Writer: Straka, the incendiary and secretive subject of one of the world’s greatest mysteries, a revolutionary about whom the world knows nothing apart from the words he wrote and the rumours that swirl around him. The Readers: Jennifer and Eric, a college senior and a disgraced grad student, both facing crucial decisions about who they are, who they might become, and how much they’re willing to trust another person with their passions, hurts and fears. S., conceived by filmmaker J.J. Abrams and written by award-winning novelist Doug Dorst, is the chronicle of two readers finding each other in the margins of a book and enmeshing themselves in a deadly struggle between forces they don’t understand. It is also Abrams and Dorst’s love letter to the written word.
Im Grunde genommen liest man gar nicht so viel am Stück (zumindest geht es mir so), sondern nimmt das Buch immer mal wieder zur Hand, liest ein paar Seiten und schaut sich das ganze Drumherum in Ruhe an.
Die vielen Kommentare und Anmerkungen ergeben eine Vielschichtigkeit, die einen immer wieder verblüffen, und man arbeitet sich fast schon durch die ganzen Informationen durch, um dem eigentlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Allein die Aufmachung und die Liebe zum Detail, die in dieses Buch geflossen ist, lohnen die Anschaffung, auch wenn die Geschichte teilweise nicht ganz meinen Erwartungen entsprach.
Pressestimmen
* Filled with secrets and stories that are endlessly beguiling and inviting Wired * S. is at the heart of Abrams‘ aesthetic vision … Not only do we get a novel, Ship of Theseus, purportedly by a „VM Straka“ – about a man shanghaied onto a mysterious boat with a demonic crew – the copy in the reader’s hand is heavily annotated by two other readers, Jennifer and Eric, who are attempting to make sense of the text and themselves, as well as the enigmatic figure of Straka himself. Interleaved into it are countless pieces of ephemera: postcards, telegrams, a map scribbled on a napkin from the Pronghorn Java coffee shop … S., in its elegant slipcase, is the mystery box that can be opened without dispelling its mystery. It is as much of a love letter to the form as Super 8 was a homage to the films of Spielberg — Stuart Kelly Guardian * It genuinely feels as if you, as the reader, have stumbled on a literary relic, the sole copy of a twisted conspiracy … that sense of wonder that has driven Abrams‘ entire career is found on every page of S. Scotland on Sunday * A book you long to share with others Metro * S. is not a normal book New York Times * Genuinely awe-inspiring Independent * What we have is a new kind of book which is, in essence, a very old kind of book. As they say in Abrams‘ Hollywood, it’s so crazy it just might work Financial Times * Astonishing — Mark Lawson, BBC Front Row * Multilayered wonder Evening Standard
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Emmy Award-winning filmmaker J.J. Abrams has produced, directed, or written films and television shows including Fringe, Lost, Alias, Felicity, Star Trek, Cloverfield, Super 8, Mission: Impossible, and more. Doug Dorst teaches writing at Texas State University-San Marcos. He is author of the PEN/Hemingway-nominated novel Alive in Necropolis and the collection The Surf Guru. His work has appeared in McSweeney’s, Ploughshares, Epoch, and elsewhere. Dorst is also a three-time Jeopardy! champion.
»Jonathan Strange & Mr Norrell« ist eine sehr schöne Serie von BBC one, die momentan auf Amazon Prime zu sehen ist. Hier erst einmal der Trailer:
Die siebenteilige Serie basiert auf dem Roman von Suzanne Clarke aus dem Jahr 2004, den ich damals gelesen und sehr gemocht habe. Allerdings hätte ich mir eine Fortsetzung gewünscht … Die deutsche Ausgabe (übersetzt von Rebekka Göpfert und Anette Grube) ist beim Berlin Verlag erschienen, weitere Infos hier:
http://www.berlinverlag.de/buecher/jonathan-strange-mr-norrell-isbn-978-3-8333-0333-3
Elegant, witzig und faszinierend: Susanna Clarke erschafft eine vergangene Welt voller Geheimnisse.
Vor vielen Jahrhunderten gab es in England noch Magie. Jetzt, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, glaubt niemand mehr an wirkliche Zauberei. Bis der zurückgezogen lebende Mr. Norrell auftaucht und die Statuen der Kathedrale von York sprechen und tanzen lässt. Die Nachricht über dieses Ereignis verbreitet sich, und Mr. Norrell geht nach London. Er nimmt den brillanten jungen Zauberer Jonathan Strange als Schüler auf und begründet mir ihm eine neue Tradition englischer Magie. Doch bald wird aus der Partnerschaft Rivalität … Dieses in über 20 Sprachen übersetzte, elegante Fantasy-Epos – laut Time Magazine »Ein Meisterwerk, das Tolkien Konkurrenz macht« – wurde 2015 als BBC-Serie verfilmt.
Die Hardcoverausgabe ist sehr schlicht gehalten und hat einen schwarzen Buchschnitt, guckt mal:
Nerdige Anmerkungen zur Serie:
- Der Straßenzauberer Vinculus wird von Paul Kaye gespielt, der mir vor allem als Thoros von Myr aus Game of Thrones in Erinnerung geblieben ist
- Vielleicht geht es nur mir so, aber ich muss beim »Gentleman« immer an einen ganz anderen Schauspieler denken. Was denkt ihr?
Man tippt so fröhlich vor sich hin, und irgendwann wird einem bewusst, dass man gar nicht so viele Tippfehler macht, weil man unaufmerksam ist, sondern weil die Tastatur dringend mal wieder erneuert werden sollte …
Beweisbild:
Ich arbeite übrigens schon seit vielen Jahren mit Gamertastaturen (und das nicht nur, weil ich damit auch zocke), da man sehr viele praktische Makros auf die Zusatztasten legen kann und sie außerdem einen für mich perfekten Anschlag haben. Leider ist diese Logitech G15 jetzt hinüber, und da es das Modell nicht mehr gibt, muss ich mich jetzt auf die Suche nach einem Nachfolger machen. *seufz*
Mich würde mal interessieren, auf wie viele Anschläge so eine Tastatur ausgelegt ist. Diese hier hat diverse Millionen auf dem Buckel, und dafür funktioniert sie sogar noch recht gut.
Lustigerweise habe ich sogar noch ein Foto der Vorgängertastatur gefunden, das im Juli 2013 entstanden ist, womit Tastaturen bei mir anscheinend nur zwei Jahre halten … :-/
Parallel zu meiner Reihe über die Spieleübersetzungen möchte ich auch noch auf die Übersetzung von Romanen eingehen, die im Allgemeinen einem üblichen Muster folgt.
Alles beginnt damit, dass mich eine Verlagslektorin bzw. ein Lektor fragt, ob ich ein bestimmtes Buch übersetzen möchte. Meist schickt man mir gleich einen Link zum Buch oder das Manuskript mit, damit ich mir einen ersten Eindruck verschaffen kann. Sobald ich mich entschieden habe und das Buch sowie das Manuskript als Word- oder PDF-Datei vorliegen habe, kann es losgehen.
Einige meiner Kolleginnen und Kollegen lesen sich den ganzen Roman erst einmal durch, aber ich muss gestehen, dass ich einfach sofort anfange. Beim Übersetzen markiere ich mir fragliche Stellen, beispielsweise wenn mir nicht klar ist, ob sich Charaktere duzen oder siezen, mir nichts Peppiges für ein Wortspiel einfällt oder ich Begriffe gründlicher nachschlagen muss, weil ich beim Googeln nicht auf Anhieb eine Lösung finde und erst einmal weitertippen möchte. Oftmals klären sich Dinge ja schon später im Buch oder man hat unter der Dusche oder beim Kochen eine zündende Idee …
Wenn die „Rohübersetzung“ steht, geht es ans Feintuning, was bedeutet, dass ich mir die ganze Übersetzung noch einmal vorknöpfe und durchgehe. Danach sind im Allgemeinen auch alle Unklarheiten beseitigt und ich lese das komplette Manuskript noch ein weiteres Mal ohne den Ausgangstext, um zu sehen, ob die Übersetzung an einigen Stellen noch holprig ist. (Diese Schritte werden auch gern mal abgekürzt, wenn es pressiert und die Zeit knapp wird … :-/)
Dann naht auch schon die Deadline und die Übersetzung geht ins Lektorat. Bei einigen Verlagen bekomme ich das überarbeitete Manuskript nach dem Lektorat und manchmal auch noch mal nach dem Korrektorat erneut auf den Tisch, um die Änderungen anzunehmen oder abzulehnen. Ist das alles erledigt, kommt gelegentlich noch die Fahnenkorrektur (was wiederum nur bei einigen Verlagen der Fall ist) und meine Arbeit ist abgeschlossen.
Irgendwann erscheint dann das Buch und ich freue mich über meine Belegexemplare und hoffentlich auch gute Rezensionen. 🙂
»Child 44« ist eine eindeutige Leseempfehlung für alle Krimifans. Mich hat das Buch sehr schnell gepackt, das mit seiner beklemmenden Beschreibung der Lebensumstände im Russland von 1953 einen sehr eigenen und faszinierenden Weg geht und dabei den zu lösenden Fall und die spannende Suche nach dem Kindermörder nie außer Acht lässt.
Ich habe die englische Fassung gelesen, aber die deutsche Übersetzung soll auch ganz hervorragend sein, und ich kopiere nachfolgend einfach mal den Infotext zur deutschen Ausgabe rein:
Moskau 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr …