Meine Erfahrungen mit dem Übersetzen von Slang beschränkten sich meist darauf, dass ich für ein Spiel ein paar Zeilen aus dem Script zu übersetzen hatte, wobei die Bedeutung des Gesagten relativ klar war und es eher darum ging, es so zu formulieren, dass es nicht nach gutem Bildungsbürger klingt (beispielsweise bei einem Gangster oder Drogendealer aus GTA, der dann natürlich salopper formuliert, gerne flucht – und bei dem man dann noch darauf hofft, dass der Sprecher der synchronisierten Fassung, so es eine gibt, seinen Teil zur Authentizität beiträgt).
Im letzten Jahr habe ich dann allerdings „Die enttäuschte Witwe“ von Christina McKenna (erschienen bei Amazon Crossing) übersetzt und wurde zum ersten Mal mit Dialogen konfrontiert, die es wirklich in sich hatten. Hier mal eine Kostprobe aus dem Original:
“Lorcan Strong. That’s who, Father. Now ye wouldn’t know him yet, but he’s Etta’s boy from the Cock.”
“You mean The Crowing Cock pub, I take it?”
“Aye, the Cock pub. Well, he’s the greatest artist…could paint anything, so he could. If ye put him in a dark room with a bag over his head, and give him a brush and bitta paper, he’d still be able tae paint pitchers like a photo.”
“My goodness. He sounds very talented indeed. I—”
“Now, I ast Etta tae ax him, ’cos he’s due home for a wee break soon. He’s got a grand job in Belfast, paintin’ at a big place where they keep pitchers and the like. She said he’d do it and no bother since it’s for the church—”
“Excellent!” Father Cassidy put a hand up. “Now I really must be going. Duty calls.”
He strode off quickly.
“If ye can’t get nobody for the housekeepin’, Father, I’ll be round next week tae help ye out!”
“Very good, Mrs. McFadden,” he called over his shoulder, hoping it would never come to that. As he rushed away, he felt as helpless and distraught as a man trapped at the top of a burning staircase, with no option but to plunge through the deadly flames.
Leider hat sich der Verlag letzten Endes dazu entschlossen, diese Feinheiten in der Übersetzung glattzubügeln (ich hätte es ja ganz nett gefunden, wenn auch in der deutschen Version sprachliche Unterschiede vorhanden gewesen wären), aber ich muss auch zugeben, dass die Lesefreundlichkeit vermutlich darunter gelitten hätte …
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr den Abschnitt ja mal übersetzen, dann poste ich später noch die endgültige Version.