Rezension: »Das Netz« von Lilja Sigurðardóttir

Einen isländischen Krimi habe ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr gelesen, und in »Das Netz« von Lilja Sigurðardóttir finden wir uns im November 2010 in Reykjavík wieder, während das ganze Land unter den Auswirkungen des Bankencrashs leidet.

Auch Sonias Leben ist ziemlich aus dem Ruder geraten. Nach einer unschönen Scheidung von ihrem Mann Adam, der sie mit seiner Kollegin Agla in flagranti erwischt hat, sieht sie ihren Sohn Tómas nur sehr selten und ist derart pleite, dass sie sich notgedrungen als Drogenkurierin einspannen lässt, um über die Runden zu kommen.

Agla steckt ebenfalls in Schwierigkeiten, denn sie arbeitet zwar noch immer bei der Bank, wird jedoch in die Ermittlungen ihrer nicht immer ganz legalen Geschäfte verwickelt und könnte sogar im Gefängnis landen.

Außerdem haben wir noch Bragi, einen Zollbeamten am Flughafen, dem die junge, stets adrett gekleidete Frau ins Auge fällt und der zunehmend Verdacht schöpft, dass mit ihr etwas nicht stimmen könnte.

Die Autorin schafft es geschickt, einen ganz langsam an die Charaktere heranzuführen und die Geschichte erst nach und nach Fahrt aufnehmen zu lassen. Dank der kurzen Kapitel, des knackigen Schreibstils und der zunehmend spannenderen Story fliegt man förmlich durch das Buch und ist gespannt, worauf das Ganze wohl hinauslaufen mag. Dabei ist die Stimmung größtenteils bedrückt, da keiner der Protagonisten wirklich Freude am Leben zu haben scheint und nur nach einem Ausweg aus seiner misslichen Lage sucht.

Nach und nach bemerkt man immer mehr Verbindungen zwischen den Charakteren und findet langsam heraus, wie die einzelnen Fäden miteinander zusammenhängen. Das größte Manko des Buches ist meiner Ansicht nach, dass es der erste Teil einer Trilogie ist (was ich wieder mal erst hinterher bemerkt habe) und demzufolge ein offenes Ende hat. Aber ansonsten war dieser Island-Krimi mit der Drogenthematik, der Wirtschaftskriminalität und und den LGBTQ-Aspekten mal eine ungewöhnliche, aber durchaus lohnenswerte Leseerfahrung.

Hier könnt ihr in die Leseprobe reinschnuppern.

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»Der Thriller des Jahres« New York Journal of Books

Bei einer schmutzigen Scheidung verliert die junge Mutter Sonja das Sorgerecht für ihren Sohn. Verzweifelt setzt sie alles daran, ihn zurückzubekommen, kann sich aber keinen teuren Anwalt leisten. Mit dem Rücken zur Wand lässt sie sich darauf ein, Kokain nach Island zu schmuggeln. Nur bis sie genug Geld hat, um für ihren Sohn zu sorgen, sagt sie sich. Doch schon bald merkt sie, dass es keinen einfachen Ausstieg aus dem rücksichtslosen Drogengeschäft gibt. Während sie dennoch verzweifelt nach einem Ausweg sucht, nimmt sie der Zollbeamte Bragi, den sie auf ihrer Schmuggelroute regelmäßig am Flughafen passiert, ins Visier. Denn er beginnt zu ahnen, dass Sonjas makelloses Auftreten eine allzu perfekte Fassade ist. Verkompliziert wird die ohnehin schon hochdramatische Situation durch die Tatsache, dass Sonja seit Neuestem in einer Beziehung mit Agla ist. Einst eine hochrangige Bankangestellte, findet sich Agla nach dem isländischen Finanzcrash in einen Skandal verwickelt und wird strafrechtlich verfolgt. Schon bald entspinnt sich zwischen Sonja, Bragi und Agla ein komplexes Netz der Kriminalität. Und viel zu spät erst bemerken sie, dass jeder Versuch, sich daraus zu befreien, sie nur noch tiefer darin verstrickt …

»Klar, sicher und nervenaufreibend spannend. Ein außergewöhnlicher Roman, der Liljas Platz als eine der herausragenden Krimiautorinnen Islands festigt.«
Yrsa Sigurðardóttir

Autoreninformationen

Lilja Sigurðardóttir wurde 1972 in der isländischen Kleinstadt Akranes geboren und wuchs in Mexiko, Spanien und Island auf. Bereits mehrfach ausgezeichnet für ihre Theaterstücke, wurde sie mit ihrer Reykjavík-Trilogie auch einem internationalen Publikum bekannt. Der erste Band der Reihe, ›Das Netz‹, erschien im Frühjahr 2020 bei DuMont. Eine Verfilmung ist in Planung.

Produktdetails

  • ISBN: 978-3832165192
  • Erschienen am 16. Juni 2020
  • DuMont Buchverlag GmbH
  • 365 Seiten
  • Übersetzerin: Anika Wolff

Weitere Informationen findet ihr bei Dumont, Buch7, Amazon und natürlich dem Buchhändler eures Vertrauens (beispielsweise unter myBookShop, geniallokal, Jetzt ein Buch, im Otherland oder im Drachenwinkel).

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar. Die unentgeltliche Bereitstellung des Buches hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

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Übersetzt: »Das Netz der Spinne (Ein Glenmore-Park-Thriller)«

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  1. Ui, das klingt total spannend! Auf so ein Buch hätte ich große Lust! Nur schade, dass es eine Trilogie ist. Wer weiß, wann die erscheinen und ob man sich dann noch ohne re-read an den Beginn erinnert. Mal schauen. Vielleicht lese ich auch erst, wenn Teil 2 veröffentlicht wurde. ?
    GlG, monerl

    • Wortspielerin

      Kann ich gut verstehen, und wenn ich das mit der Trilogie vorher gewusst hätte, wäre ich auch abgeschreckt gewesen. Das Buch lässt sich aber auch gut so lesen; das Ende ist nicht völlig offen (wenn man allerdings nicht weiß, dass es eine Fortsetzung gibt, wundert man sich schon ein bisschen ;)). Teil 2 kommt übrigens im Oktober raus, Teil 3 im März – da halten sich die Abstände wenigstens in Grenzen.
      LG Kerstin

  2. karin

    Hallo liebe Kerstin,

    nordische Autoren sind irgendwie im Trend oder?

    Ich z.B. schaue zur Zeit eine dänische Serie/Thriller/Mord ..The Killing auf Arte .
    Total spannend…..LG..Karin…

    • Wortspielerin

      Liebe Karin,
      ist The Killing nicht die Serie, auf die Kommissarin Lund basiert? Dann habe ich das Original gesehen; fand ich gut.
      Aber nordische Autoren sind ja eigentlich schon eine ganze Weile angesagt, sei es nun beispielsweise Stieg Larsson bzw. David Lagercrantz, Jussi Adler Olsen, Håkan Nesser oder Jo Nesbø. Ich lese diese Krimis sehr gern.
      LG
      Kerstin

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