Auch diesmal fand das alljährliche Blogwichteln im Netzwerk Texttreff statt, und ich wurde von Heike Baller mit einer Sammelrezension zu Maike Claußnitzers Romanreihe beschenkt, was mich umso mehr freut, da die Autorin ebenfalls Mitglied in unserem Netzwerk ist.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag, der dafür gesorgt hat, dass die Bände gleich mal auf meiner Wunschliste gelandet sind.
Die Welt von Aquae Calicis – eine Reihe von Romanen von Maike Claußnitzer
Seit 2013 lässt Maike Claußnitzer in ihrer von der Spätantike inspirierten Welt rund um Aquae Calicis ihre Figuren lieben, leiden und lachen (scnr) – das Ganze garniert mit Fantasy-Elementen der charmanten Art.
Okay, man merkt schon meine Begeisterung, oder?
Worum geht es in den Geschichten selber?
Ein festes Personentableau bildet die Grundlage für die Geschichten:
- Herrad, die Richterin, die im Laufe des ersten Romans „Tricontium“ zur Richterin am Obergericht aufsteigt; vorher war sie am Niedergericht tätig und hatte es dort mit einfachen Diebstählen und Ähnlichem zu tun.
- Ardeija, der Hauptmann ihrer Wache, im Bürgerkrieg an einem Knöchel verletzt und deshalb kein Krieger mehr im Dienst eines kleineren oder größeren Herren. Sein ständiger Begleiter ist ein kleiner Drache, Gjuki, der sich hervorragend als kleine tragbare Wärmflasche eignet.
- Wulfila, zweiter Schreiber bei Herrad; von ihr kurz nach dem Bürgerkrieg als Dieb verurteilt und gebrandmarkt. Er hat einen kleinen Sohn, Wulfin, und einen Vater, Wulf, der in den Steinbrüchen von Mons Arbuini nach dem Bürgerkrieg eine schlimme Zeit erlebte.
In der zweiten Reihe gibt es dann noch:
- Asri, die Mutter von Ardeija, eine Barskhanin – sie stammt also aus einem Nomadenvolk
- Oshelm, der erste Schreiber von Herrad, mit Wulf, dem Vater von Wulfila, befreundet
- Placida Justa, eine alte Bekannte von Herrad, die als königliche Vögtin die Oberaufsicht über Aquae Calicis hat
Im Laufe der Geschichten stoßen hinzu:
- Rambert, Tochter von Ardeija
- Theodulf, Vater von Ardeija
- Richenza, die ehemalige Geliebte von Ardeija
- Ratte, eine Kriegerin, die Informationen beschafft
Teehändlerin und -wirtin, Krieger_innen, „Bekannte“ aus Niedergerichtszeiten, Spione, Bettler, Nomaden – ein reiches Tableau verschiedener Charaktere schwirrt durch die Geschichten.
Themen
Es geht natürlich um die Lebensgeschichten der Hauptfiguren – was sie so erleben, wie der Bürgerkrieg sich auf sie ausgewirkt hat.
Und damit bin ich schon beim zweiten Hauptthema: Politik und Loyalität. Diese Fragen werden anhand der Situation vor und nach dem Bürgerkrieg diskutiert und durchlitten.
Hintergrund: Der Königssohn Faroald rebellierte gegen seinen Vater Gundoald – unter anderem, um den Teil des Reiches, in dem Aquae Calicis liegt, mehr Beachtung zu verschaffen. In der Schlacht von Bercenae kam Faroald ums Leben. Bercenae ist die Chiffre, die einen Wendepunkt beschreibt. Wer stand warum auf wessen Seite und wie wirkt sich das nach dem Krieg auf die Beziehungen aus. Immer neue Geschichten kommen hinzu, jede Figur hat Erfahrungen gemacht, Meinungen gehabt und vielleicht geändert, jemanden verloren oder oder oder.
Und die Fantasy-Elemente?
Gjuki hab ich ja schon vorgestellt. Die Drachen bei Maike Claußnitzer haben nichts Bedrohliches.
Ebenso wenig die Greife – Sperlingsgreife zum Beispiel. Gesellige Tierchen, Kulturfolger – ähnlich unseren Spatzen. Die Steppengreife sind größer und wilder, haben aber mit den furchteinflößenden Gestalten der antiken Sagenwelt wenig zu tun.
Auch die Trolle sind eher menschenscheu als bösartig.
Und dann gibt es da noch die Geister – und die, die sie sehen können.
Aquae Callicis ist eine alte Stadt aus der Römerzeit; so wandeln hier auch römische Geister durch die Straßen. Dazu kommen die Eichhörnchengeister, die an den Bäumen rauf und runter sausen, die Fischgeister, die über dem Wasser erscheinen, die Rattengeister, die im Verlies des Hochgerichts spuken – und große Geistwesen, wie der Tigerkhan.
Einige der Protagonist_innen können die Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Es werden im Laufe der Zeit mehr – an Geisterseher_innen und an Geistern.
Weitere Besonderheiten in Aquae Calicis
Man kennt bereits den Tee. Und Papier. Maike Claußnitzer hat, historisch wohl informiert, einige Elemente anachronistischer Natur eingebaut. Sie baut sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt …
Neben diesen beiden materiellen Dingen ist die Gesellschaft in ihrem Austrasien anders als „in echt“: Frauen können Richterin, Vögtin, Kriegerin sein. Männer haben sich für die Hochzeit und auch sonst gefälligst hübsch zu machen. Das alles läuft so nebenbei, selbstverständlich, nie aufdringlich – eine charmante Umkehr dessen, was wir als unsere Geschichte so kennen.
Erzählweise?
Maike Claußnitzer erzählt detailliert und ruhig. Dabei betrachtet sie ihre Figuren mit heiterer Distanz – ich mag die lakonische und manchmal ironische Art, wie sie Herrad & Cao agieren lässt.
Klar, sonst wär ich ja auch nicht so begeistert.
Wo gibt’s detaillierte Infos?
Auf dem Blog von Maike Claußnitzer. Hier gibt es die Rubrik „Romane und Geschichten“ – dort sind alle Titel, die vier Romane und die zwei Erzählbände, aufgeführt. Und unter „Hinter dem Lesestoff (Teil3)“ gibt es eine chronologische Liste aller Titel – also „chronologisch“ im Ablauf der Geschichten, nicht des Erscheiens.
Rezensionen zu ihren Büchern und zwei Interviews, die Maike Claußnitzer mir gegeben hat, gibt es auch auf meinem Blog.
Heike Baller ist einerseits Rechercheurin – in ihrem Blog „Kölner Leselust“ rezensiert sie die Bücher, die sie spannend findet, bietet Lesungen an und schreibt Haiku.
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