Susanne Schmidt-Wussow, geschätzte Übersetzerkollegin, Bloggerin und Freundin, schrieb letztens auf ihrem Blog einen interessanten Beitrag unter dem Titel »Davon kann man doch sowieso nicht leben!« über die Bezahlung von Literaturübersetzern, zu dem ich hier gern auch meinen Senf dazugeben möchte, angefangen mit der Aussage: »Ja, man kann!« (Darin sind wir uns also einig. 😉 )
Aber »Literaturübersetzung« ist natürlich ein weites Feld, und man kann nicht alles über einen Kamm scheren. Fakt ist nun mal, dass »Unterhaltungsliteratur«, also der Bereich, in dem ich mich vor allem bei Büchern bewege, im Allgemeinen nicht besonders toll bezahlt wird. Zugegeben, die Übersetzung eines klassischen Thrillers oder Frauenromans dauert auch nicht so wahnsinnig lange – ganz anders als beispielsweise bei Klassikern oder Gedichten, wo man vermutlich Ewigkeiten für eine Seite braucht. Allerdings ist auch bei »meinen« Büchern teilweise einiges zu recherchieren, weil eine Protagonistin beispielsweise ständig griechische Philosophen zitiert, es bei einem Cyberthriller plötzlich nicht nur um Computer, sondern auch ums Bankenwesen geht und ich Fachbegriffe googeln muss oder der Roman auf einer Fernsehserie basiert und ich in die einzelnen Folgen schauen muss, um mich zu vergewissern, wie denn bestimmte Begriffe in der deutschen Synchronisation übersetzt sind.
Natürlich kommt es auch noch darauf an, wie viele Stunden man täglich zu arbeiten bereit ist und wie schnell man tippt, aber ich habe in den über zehn Jahren, die ich jetzt Bücher übersetze, die Erfahrung gemacht, dass man mit Buchübersetzungen aus dem Unterhaltungsbereich sehr gut seinen Lebensunterhalt verdienen kann und nicht am Hungertuch nagen muss. Meinen Stundenlohn habe ich dabei nie ausgerechnet, doch ich weiß, was für Zahlen auf meinen Steuererklärungen stehen, und da sich mein Schwerpunkt in den letzten beiden Jahren deutlich von Spiele- zu Buchübersetzungen hin verlagert hat, lässt sich das auch differenzieren …
Was aber auch nicht heißt, dass die Bezahlung nicht besser sein könnte – Luft nach oben ist eigentlich immer. Also schluckt nicht einfach jeden Preis, verhandelt nach und nehmt auch ruhig mal einen Auftrag nicht an, wenn der Normseitenpreis so niedrig ist, dass ihr niemals auf einen vernünftigen Stundensatz kommen könnt! Nur weil die viel beschriene Teilzeitübersetzerin (das klassische Klischee im Übersetzerpreiskampf, das hier nur als Beispiel dient) einen unterirdischen Preis akzeptiert, weil sie endlich mal ein Buch übersetzen will oder ihr zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, sie sich ein Zubrot verdienen will und der Gatte die Kohle nach Hause bringt, für wenig Geld arbeitet, müsst ihr das nicht auch tun.
Als Übersetzer ist man eben auch Unternehmer, muss sich ausrechnen, wie viel Geld man braucht, um über die Runden zu kommen, und dementsprechend agieren.
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Und dann schickt dir die Verlagslektorin das Cover des Fantasyromans, dessen Übersetzung dich die nächsten Wochen beschäftigen wird, und du darfst es nicht zeigen, bevor das Buch offiziell auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt worden ist …
Ich bin schon sehr gespannt auf das Feedback und die Reaktionen auf den Roman, zu dem ich euch dann demnächst mehr verrate.
Der neueste Verschreiber ist eigentlich ganz niedlich, finde ich:
Er griff nach dem Bleibstiftstummel …
Heute ist mir ein lustiger Verschreiber passiert, der das Kopfkino auch herrlich anregt:
Er war ein eingeschweißter Junggeselle.
Hm, so in Frischhaltefolie vielleicht, damit er länger knackig bleibt? 😀
Das muss natürlich ein eingefleischter Junggeselle sein, aber die 6 Googletreffer zu diesem Suchbegriff geben mir gerade ein wenig zu denken …
Man guckt ja irgendwie doch selten in gedruckte Bücher, die man übersetzt hat, aber gerade hatte ich eine Unterhaltung mit jemandem, dem ich ein solches geschenkt habe, und wir sprachen darüber, dass man ja sowohl erschaudern als auch erschauern sagen kann.
Was mich irritiert hat, war die Tatsache, dass anscheinend Letzteres in besagtem Buch ständig vorkam, wobei ich doch immer erschaudern schreibe (ist ja, wie gesagt, Geschmackssache, und die Variante gefällt mir einfach besser, da mir ein Schauder den Rücken herunterläuft und ich Schauer eher mit Regen assoziiere).
Stellt sich die Frage, warum die Korrektorin das unbedingt ändern musste – denn es ist ja nicht falsch. Dummerweise bekomme ich nach dem Korrekturdurchlauf das Manuskript nur noch selten zu sehen, sonst hätte ich das gemerkt.
Aber das ist mir schon häufiger aufgefallen, dass Lektoren und Korrektoren Dinge ändern, die eigentlich nicht geändert werden müssen, und im Endeffekt steht da mein Name als Übersetzerin drunter, da ärgert mich das manches Mal schon …
An manchen Tagen kann man sich nur noch den gelben Trainingsanzug überziehen und den aktuellen Auftrag (hier verkörpert durch den Drachen) mit aller Macht zu bezwingen versuchen. In diesem Sinne:
Ein komischer Verschreiber, der mit auch immer wieder passiert, ist folgender:
Er legte eine Hand auf ihren rechten Ogerschenkel.
Ups!
Ich frage mich ja immer, ob ich einfach zu schnell tippe oder geistig doch stärker von Rollenspielen beeinflusst wurde, als mir lieb ist, aber dass ich ständig den holden Damen aus den Romanen Ogerschenkel andichte, ist doch wirklich nicht nett von mir …
Manchmal stößt man im Text auf Stellen, bei denen man so richtig Appetit bekommt, und der stellte sich heute nach dem Googeln ein. Die Textstelle:
A few minutes later, they both sat on the floor with their
laptops at the ready, their Reubens on plates.
Ich wusste zwar, dass es sich bei diesen „Reubens“ um ein Sandwich handelt (erschloss sich aus dem Kontext), war aber neugierig genug, um zu googeln, und entdeckte das hier:

»Reuben on rye«, Ernesto Andrade
Auszug aus dem Wikipedia-Artikel dazu:
The Reuben sandwich is an American hot sandwich composed of corned beef, Swiss cheese, sauerkraut, and Russian or Thousand Island dressing, grilled between slices of rye bread. Several variants exist.
Wow, das klingt ja schon verdammt lecker, ich gehe dann mal in die Küche und schmiere mir wenigstens eine leckere Stulle … 😉
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber bei mir hängt es meist von der Tagesform und der anstehenden Aufgabe ab, ob ich bei Musik arbeiten kann oder nicht.
Wenn ich übersetzen muss, höre ich eigentlich so gut wie nie Musik, sondern ziehe es vor, meine Ruhe zu haben, da ich mich so einfach besser konzentrieren kann (komischerweise kann ich beim Zugfahren sehr gut bei Musik arbeiten, aber da ist mein Anspruch an das Tagespensum auch nicht so hoch – und ich muss die oftmals nervenden Stimmen der Mitreisenden ausblenden).
Beim Lektorieren höre ich hingegen sehr oft Musik (allerdings meist Soundtracks), und je mehr ich da lesen kann, ohne groß einzugreifen, desto entspannter gehe ich die Sache an (was nicht heißt, dass ich unkonzentrierter bin), was natürlich vor allem bei Fließtexten der Fall ist.
Und ihr so?
Aktuell im Player:
Es gibt einen Verschreiber, der mir ständig unterläuft, als wollte mein Gehirn mir da irgendwas sagen (oder brütet insgeheim eine Sci-Fi-Geschichte aus):
Er verlagerte das Gesicht.
Mein Kopfkino sieht da ja eher so eine Szene vor (oder etwas weitaus Unappetitlicheres), dabei will der gute Mann im Buch doch nur sein Gewicht verlagern …
(Das ist natürlich Jaqen H’ghar aus »Game of Thrones«.)