Frag die Übersetzerin (4)

Kommen wir zu einer zum #ComicMärz passenden Frage:

Was ist am Übersetzen von Comics anders als beispielsweise bei Romanen?

Tja, so einiges ..

Zuerst einmal ist es natürlich schön, die dazugehörigen Bilder zu haben, weil man sich die jeweiligen Situationen so natürlich besser vorstellen kann und auch gleich weiß, welche Protagonisten gerade im Panel zu sehen sind.

Schwierig ist allerdings der begrenzte Platz. Ich kenne es bei Comicübersetzungen bisher so, dass ich das Original als Buch oder E-Book bekomme und meine Übersetzung in einer Word-Datei anfertige. Doch Sprechblasen können zuweilen sehr klein sein und/oder auch noch verdammt viel Text enthalten.

Darüber hinaus sind viele deutsche Wörter  oder Redewendungen nun mal schlichtweg länger als im Englischen (was ich schon aus längenbeschränkten Spieleübersetzungen kenne), von daher muss man oftmals sehr kreativ werden, um eine Lösung zu finden, die auch in die Sprechblase passt – und ich habe schon sehr oft die Zeichen im Original gezählt, um sicherzustellen, dass der vorhandene Platz für meine Übersetzung ausreichtt.

Besonders schwierig wird das Ganze dann bei sehr textlastigen Graphic Novels wie beispielsweise der »Heckenritter«-Reihe, wo ich durchaus überlegen musste, manche Halbsätze aus Platzgründen einfach wegfallen zu lassen, oder bei Wortspielen, die man sinngemäß übertragen muss, damit sie zwar zur Situation passen, aber keine wörtliche Übersetzung mehr sind (weil es manchmal einfach keine gibt oder weil die passende viel zu lang wäre).

Es wäre interessant zu erfahren, ob es Verlage gibt, die direkt in der Vorlage (also in den Sprechblasen) übersetzen lassen und ob das einfacher geht …

Auf jeden Fall macht mir das Übersetzen von Comics weiterhin großen Spaß, vielleicht auch gerade aus dem Grund, dass es mal eine Abwechslung zu langen Texten ohne Bilder darstellt – und weil ich Comics natürlich auch gern in meiner Freizeit lese.

 

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Pause!

  1. Liebe Kerstin,

    danke für diesen klasse Beitrag! Ich bin total überrascht, dass man sogar einiges wegfallen lässt, damit es in die vorgesehene Sprechblase passt! ? Darüber habe ich noch gar nie nachgedacht. Ich überlege jetzt, ob ich englischsprachige Comics zukünftig im Original lesen soll?! ?

    GlG, monerl

    • Wortspielerin

      Liebes Monerl,
      oha, so war das natürlich nicht gedacht, dass ich dich von übersetzen Comics abschrecke …
      Und man lässt natürlich keine wichtigen Sachen weg, sondern eher Füllwörter oder Kleinigkeiten – und versucht, den Inhalt dann eben mit möglichst wenigen Worten wiederzugeben oder anders und platzsparender zu formulieren. Aber man muss halt mit dem bisschen Platz auskommen, der da ist.
      Liebe Grüße
      Kerstin

  2. Hey Kerstin =)

    Vielen Dank für deinen Einblick in Comicübersetzungen. Dass viele Ausdrücke auf Deutsch länger sind als im Englischen habe ich tatsächlich schon einmal irgendwo gelesen. Dass allerdings die Übersetzung in einem Word-Dokument stattfindet, war mir nicht klar. Dann die Zeichen nachzählen zu müssen ist auch irgendwie unelegant (genauso wie das Wort „unelegant“ =) ) Findet dann im Deutschen noch einmal ein Lettering statt?

    Liebe Grüße,
    Nico

    • Wortspielerin

      Hi Nico,
      genau, im Deutschen gibt es auch noch mal ein Lettering und Layout. Ist vermutlich letzten Endes die einfachste Variante, aber auch optimierbar …
      Liebe Grüße
      Kerstin

  3. Hi Kerstin,

    wäre nicht auch eine andere Alternative, einen anderen Stil zu verwenden (also andere Schrift und andere Schriftgröße?) Ich mein, sowas sogar schon mal gesehen zu haben …

    Viele Grüße
    Frank

    • Wortspielerin

      Hi Frank,
      das wird sogar oftmals gemacht, weil es gar nicht anders geht – manche Wörter kann man eben nicht auf eine kleine Sprechblase zurechtkürzen. Als Übersetzerin habe ich allerdings keinen Einblick in Lettering und Layout – ich liefere meine Übersetzung in einer Worddatei und bekomme später ein Belegexemplar … 😉
      Liebe Grüße
      Kerstin

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