George Takei beschreibt in »They called us enemy: Eine Kindheit im Internierungslager« ein Kapitel der US-Geschichte, das vielen von uns kaum bekannt ist und erschreckende Parallelen zur heutigen Zeit aufweist.

Der kleine George war gerade mal vier Jahre alt, als Pearl Harbor von japanischen Truppen angegriffen wurde und Präsident Franklin D. Roosevelt daraufhin verfügte, dass etwa 120.000 Menschen mit japanischen Wurzeln, die in den USA lebten, in Internierungslager geschickt wurden.

Die Unruhen, den Umzug in das erste und später weitere Lager sowie das Leben dort werden aus der Sicht des kleinen Jungen beschrieben, der die Schrecken oftmals gar nicht als solche wahrnimmt, kaum versteht, was überhaupt geschieht, und vor allem anhand der Reaktionen der Erwachsenen begreift, welche Tragweite die Geschehnisse überhaupt haben.

Allerdings beschränkt sich der Comic nicht darauf, sondern zeigt auch, wie sich George Takeis Leben weiter entwickelt und wie er sich mit dem Erlebten und auch seinem Vater auseinandergesetzt hat, und natürlich kommt er auch darauf zu sprechen, wie er die Rolle seines Lebens ergattern konnte, als er bei Gene Roddenberry vorsprach und schließlich in die Haut von Lieutenant Hikaru Sulu schlüpfte, als den ihn vermutlich viele kennen.

 

Heute ist George Takei weltbekannt, nicht nur dank seiner Rolle in »Star Trek«, sondern auch, weil er sich für soziale Gerechtigkeit, LGBTQ-Rechte sowie verschiedenste andere Themen aus Politik und Popkultur einsetzt und auf Facebook und Twitter Millionen von Likes und Follower hat. Aus diesem Grund wundert es nicht, dass er mit diesem Comic auf ein dunkles Kapitel der US-amerikanischen Geschichte und dessen Verarbeitung aufmerksam macht.

Der schlichte, aber wirksame Zeichenstil trägt sein Übriges dazu bei, dass diese Geschichte unter die Haut geht und man ebenso erstaunt wie erschrocken liest, wie die Internierung damals vonstatten ging und wie lange es dauerte, bis sie von offizieller Seite halbwegs aufgearbeitet wurde. Da das Thema Rassismus heute aktueller denn je ist und hier sehr anschaulich dargestellt wird, wie machtlos sich die Betroffenen fühlen, welche Wut in ihnen aufkommt und wie sie versuchen, das Beste aus ihrem Schicksal zu machen, kann ich diesen Comic nur jedem ans Herz legen. Für mich ist er ein ganz klarer Lesetipp und sollte in keiner Comicsammlung fehlen.

— Werbung —

Ein dunkles Kapitel der US-Geschichte: In dieser beeindruckenden Graphic Novel schildert George Takei seine Erlebnisse in jenen Internierungslagern, die von den USA im 2. Weltkrieg für den Teil der Bevölkerung mit japanischen Wurzeln eingerichtet wurden. Die Welt des vierjährigen George verändert sich von dem einen Moment auf den anderen, als sich eines Morgens sein Heimatland im Krieg mit dem seines Vaters befindet. Seine ganze Familie? Plötzlich DER FEIND.

Die Graphic Novel, kreiert von Takei und den Co-Autoren Justin Eisinger, Steven Scott sowie Zeichnerin Harmony Becker, liefert Antworten zu Fragen, die gerade im heutigen Amerika, geprägt durch neu aufflammende Konflikte innerhalb der Gesellschaft und mit anderen Nationen, wichtiger sind denn je: Was ist ein US-Amerikaner? Wer entscheidet das? Wenn die Welt sich gegen dich wendet: Was kann ein einzelner Mensch bewirken?

Produktdetails

  • ISBN: 978-3966580397
  • Erschienen am 13. Mai 2020
  • Cross Cult
  • 208 Seiten
  • Übersetzer: Christian Langhagen

Weitere Informationen findet ihr bei Cross Cult, Buch7, Amazon und natürlich dem Buchhändler eures Vertrauens (beispielsweise unter myBookShop, geniallokal, Jetzt ein Buch, im Otherland oder im Drachenwinkel).

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar. Die unentgeltliche Bereitstellung des Buches hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

— Werbung —