Comics können auch ernst

Wer denkt, in Comics würden nur lustige oder abgedrehte Geschichten erzählt, der irrt gewaltig. Es gibt zahlreiche Beispiele für ernste, tragische oder traurige Storys, und dieses Genre ist den Kinderschuhen schon lange entwachsen.

Nachfolgend möchte ich euch daher exemplarisch sechs Bände aus meinem Regal vorstellen, die sich an Erwachsene richten und durchaus schwere Kost in Bilder verpacken, um eine beeindruckende Geschichte zu erzählen.

In »Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands« geht es um vier Heldinnen des Widerstands, deren Schicksal eingebettet in eine Rahmenhandlung und ergänzt um Zusatzinformationen heute ebenso bewegt und aufrüttelt wie zur damaligen Zeit.

Die berühmte Amy Johnson, die während der Kriegsjahre unter mysteriösen Umständen verschollen ist. Sophie Scholl, die gemeinsam mit ihren Brüdern als Mitglied der Weißen Rose aufopferungsvollen Heldenmut beweist. Berty Albrecht, eine engagierte Frauenrechtlerin, und Mila Racine, jüdische Widerstandskämpferin, die Fluchtwege für jüdische Kinder aus dem besetzten Frankreich über die Schweizer Grenze organisiert. Autor: Régis Hautière, Francis Laboutique Zeichner: Mark Veber, Pierre Wachs u.a.

»The Handmaiden’s Tale (Der Report der Magd)« von Margaret Atwood rückte dank der Fernsehserie und dem Nachfolgeband weltweit ins Rampenlicht, und in diesem Comic wird die Geschichte von Renee Nault in einem sehr eigenwilligen, aber durchaus passenden Zeichenstil erzählt, der etwas gewöhnungsbedürftig ist und einen letztendlich nachhaltig beeindruckt.

The stunning graphic novel adaptation • A must-read and collector’s item for fans of “the patron saint of feminist dystopian fiction” (New York Times).

Look for The Testaments, the sequel to The Handmaid’s Tale, coming September 2019.

In Margaret Atwood’s dystopian future, environmental disasters and declining birthrates have led to a Second American Civil War. The result is the rise of the Republic of Gilead, a totalitarian regime that enforces rigid social roles and enslaves the few remaining fertile women. Offred is one of these, a Handmaid bound to produce children for one of Gilead’s commanders. Deprived of her husband, her child, her freedom, and even her own name, Offred clings to her memories and her will to survive.

Provocative, startling, prophetic, The Handmaid’s Tale has long been a global phenomenon. With this beautiful graphic novel adaptation of Margaret Atwood’s modern classic, beautifully realized by artist Renée Nault, the terrifying reality of Gilead has been brought to vivid life like never before.

»Die Leichtigkeit« von Catherine Meurisse entstand nach dem Attentat auf das Magazin Charlie Hebdo im Januar 2015. Die Karikaturistin verarbeitet das Ereignis darin auf sehr bewegende Weise, und es ist ebenso beklemmend wie beeindruckend, wie sie die Rückkehr zur alten Leichtigkeit darstellt.

Die Karikaturistin Catherine Meurisse, die seit vielen Jahren für Charlie Hebdo arbeitet, entkommt dem Attentat auf Charlie Hebdo nur, weil sie an diesem Morgen im Januar 2015 für die Redaktionssitzung zu spät dran ist. Viele ihrer Kollegen und Freunde werden bei dem Anschlag aus dem Leben gerissen. Sie selbst sucht seitdem nach einem Umgang mit der Tragödie und einem neuen Zugang zu ihrem Leben. Meurisse sucht in der Schönheit der Natur und der Künste nach anderen Bildern, macht sich nach Italien auf und beginnt langsam, zu ihrer eigenen Leichtigkeit zurückzufinden.
Mit „Die Leichtigkeit“ hat Catherine Meurisse ein intensives und sehr persönliches Buch geschaffen, das ihrer Trauer Raum gibt und zugleich eine Ermutigung ist, sich die Schönheit des Lebens zurückzuerobern.

»Hans Fallada – Der Trinker« von Jakob Hinrichs erzählt in expressionistischen Bildern die Geschichte des Romans nach, verwebt diese jedoch mit dem Leben des Autors zu einem nicht immer ganz leicht zu lesenden Comic, dessen Bildgewalt und Erzählkunst allein schon den Griff zu diesem bemerkenswerten Buch lohnen.

In seinem Roman „Der Trinker“ schildert Hans Fallada die rasante Wandlung des Kaufmanns Erwin Sommer vom nüchtern-biederen Händler zum selbstzerstörerischen Trinker. Geschrieben 1944, während seiner Haftzeit in der Landesanstalt Neustrelitz, verarbeitet Fallada – selbst morphium- und alkoholsüchtig – das eigene Erfahren von Höhenflug und Absturz. In rauschhaften Bildern verbindet Jakob Hinrichs die Geschichte Erwin Sommers mit der Biographie Hans Falladas und zeichnet anhand verschiedener Quellen das Porträt eines rastlosen Menschen zwischen Kreativität und zerstörerischer Sucht.

»Sabrina« von Nick Drnaso erzählt in ganz einzigartigen, nicht immer leicht zugänglichen Bildern eine Geschichte von Verlust, Trauer und dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge. Ein schwer zu beschreibendes Leseerlebnis, auf das man sich erst einmal einlassen muss.

Sabrina verschwindet. Und dieses Ereignis zieht ein Netz aus Verschwörungstheorien und politischer Stimmungsmache nach sich, in dem sich auch Calvin Wrobel verheddert. Er hat sich entschlossen, Sabrinas Lebensgefährten – und seinen Freund aus Schultagen – bei sich aufzunehmen, um ihm beizustehen, wohl ahnend, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen wird. Als ein grausames Video im Internet auftaucht, wissen wir, dass er furchtbar richtig lag.
»Sabrina« ist ein Weckruf: in dieser vom kalten Licht eines Computerbildschirms erleuchteten Welt, in der Empathie und Menschlichkeit nicht mehr selbstverständlich sind, wollen wir nicht eines Tages aufwachen. Aber so vertraut uns die hier geschilderte Realität schon erscheinen mag, so lange wir uns von Kunstwerken wie diesem großen Buch noch berühren lassen, müssen wir die Hoffnung nicht aufgeben.

»Wäre ›Sabrina‹ ein Film, bestünde der Soundtrack aus dem Sirren von Neonröhren in menschenleeren Räumen, leisen Schritten auf endlosen Linoleumgängen, summenden Kühlschränken. All das zusammen führt dazu, dass man aus ›Sabrina‹ auftaucht wie aus einem Stummfilm, bei dem Stephen King und der junge Bret Easton Ellis Regie geführt haben.« Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung

»Ein erschütterndes Kunstwerk.« New York Times
»Atemberaubend.« Chicago Tribune
»Ein Meilenstein.« Forbes

 

In »Habibi« von Craig Thompson bleiben die Bilder schwarz-weiß und fesseln doch mehr, als es so manches buntes Kunstwerk vermag. In oftmals einfachen, aber stimmungsvollen Zeichnungen taucht man auf 700 Seiten tief in den Orient ein und weiß stellenweise nicht, ob man nun in Tausendundeiner Nacht oder doch in einer Geschichte über die islamische Kultur und die Rolle der Frau darin gelandet ist.

Eine Liebesgeschichte, die zugleich zeitlos und doch modern ist. Eine Parabel über unsere Beziehung zur Natur, den kulturellen Graben zwischen der ersten und der dritten Welt, das Erbe des Christentums und des Islam. Eine magische Geschichte, die uns lehrt, wie Schönheit uns vor Zerstörung retten kann und Liebe vor dem Verlust von Hoffnung.

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Übersetzt: »Die Flüsse von London 4 – Detektivgeschichten«

  1. Liebe Kerstin,

    von „The Handmaid’s Tale“ war ich auch sehr beeindruckt. Ich finde, der Comic beschwört diese dystopische Stimmung und das Gefühl von Hoffnungslosigkeit ziemlich gut.
    „Habibi“ von Craig Thompson kannte ich bisher nicht, hört sich jedoch sehr interessant an. Mal sehen, ob ich eine Leseprobe finde. Wenn mir die Illustrationen gefallen, werde ich mir den Band sicher zulegen.

    Liebe Grüße,
    Nico

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